Kapitel 25 c: An der Elbe
Die Interpretation : An der Elbe
Eine Betrachtung
Im Lied: Fünf Schwäne kehren die Burschen aus dem Krieg nicht mehr zurück, wird am Memelstrand keine Hochzeit gefeiert, die Landschaft verkommt.
Der Hinweis in Strophe 2 „Und es war nicht im Memelland“ nimmt darauf Bezug, um gleichzeitig zu versichern, dass diese Ereignisse am Elbestrand keine Bedeutung haben werden.
Dennoch: Am Elbestrand von Wittenbergen, kurz vor den Toren Hamburgs, stand einst das stolze Fährhaus, dass Hunderte Besucher mit ihren Familien an den Wochenenden besuchten, auf den Terrassen saßen, bei Speis und Trank. Davor die Strandkörbe für alle, die die südliche Sonne genießen wollten, oder auch nur auf dem Sandstrand die Zeit verbringen.
Doch, tempora mutantur, die Zeiten ändern sich.
Das Gasthaus trotzte Wind und Wellen, erst Hochwasser brachten das Haus zu Fall. Jetzt ist nur noch eine kahle Stelle, auf der der Besucher den Grundriss des einstmals so stolzen Hauses erahnen kann.
Dort an der Elbe beobachtet ein Bursche das Wasser, wissend, dass auf Ebbe Flut kommt, und mit ihr die Gefühle der Verbundenheit und Liebe an seine Freundin, so glaubt er gewiss.
Dies versucht er zu vermitteln, in dem er auf die Flut verweist, die er als Gradmesser seiner Liebe preist.
Dem Scheitelpunkt des Tidenhubs folgt unmittelbar der Rückfluss des Wassers und erreicht den Tiefpunkt bei Ebbe in kurzer Frist. Es gibt keine Gelegenheit, Wünsche und Empfindungen festzuhalten.
Seine Freundin ist in der Folge skeptisch, dass der Grad der Liebe beiderseits vom Wasserstand abhängig sein soll. Sie verweist auf den Pegelstand bei Ebbe und dass daraus möglicherweise resultierende Ende ihrer Liebe.
Der Bursche besänftigt mit dem Hinweis auf die kommende Flut. Mit beiderlei Spielen, seien es mit 1000 oder mehr Küssen, vergeht die Zeit. Erst dann wird der jungen Frau klar, dass sie unabhängig vom Wasserstand, der Liebe und dem Burschen zugetan ist.
Das Fazit daraus ist leicht zu erkennen: Die Gegenwart annehmen, es machen, wie die bisherigen Besucher an dieser Stelle, zuzulassen Sand, Wasser, Wellen, das Gegenüber, die ein-und ausfahrenden Schiffe zu betrachten und genießen.
Vielleicht ist das auch der Grund, dass die Bevölkerung in der Hansestadt Hamburg im aktuellen Glücksatlas im Ranking den ersten Platz eingenommen hat, auch wenn Glück und Glücklichsein zuvorderst eine Gefühlslage darstellt, die im Grunde genommen, nicht in Zahlen ausgedrückt werden kann.
Oktober 2025
(Auszug) Erschienen im Band “Lyrik vom Lande PUR 2”
© Copyright beim Autor Horst H. Kibbel, Schöneck/Hess.