Kapitel 30 : Märchenstunde
Märchenstunde mit Ende 1
Der König und die Königin, die sitzen auf dem Thron
Da kommt gerannt der einzige Sohn
durch des Ruhmeshalle.
Der Vater spricht erstaunt: „Hast du sie noch alle?
Was rennst du durch die Gegend hier,
Was gibts zu reden, sag es mir!“
„Mir geht es gut“ spricht jetzt der Sohn,
„ich will, ich will, ich ziehe in die Welt
wie einst mein König Vater,
zu schauen, ob mir ein Liebchen wohl gefällt
zu sitzen neben meinem künftigen Thron.
Sie sind, wie ich aus dem Märchen höre,
ganz wild nach einem Königssohn.“
Das Königspaar schaut ganz bedeckt,
die Worte ihres Prinzensohn
haben sie doch sehr erschreckt.
Nun, schon,
und das nach langem Schweigen
und noch länger,
sprach jetzt die Prinzenmutter:
„Ich verstehe deine Gründe wohl,
drum geh hin in Frieden.
Bring heim uns eine Braut die dir gefällt,
dann ist alle Welt in Butter.
Werde glücklich wie noch nie.
Im Hofe steht mein SUV
der sei dein!
Fahre hin
und komm schon baldigst heim.
Das wünsch ich dir,
so wahr ich deine Mutter bin“.
Der König nickt und sagt kein Wort.
Der Prinz fährt mit dem Allrad fort.
ENDE 1:
Wie es ihm ergangen ist, willst du wissen?
Genaues weiß ich nicht,
doch glaube ich:
Der Märchenprinz hat die Braut gesucht
die in einer Burg
von Rosensträuchern fest umschlungen.
Er hat sie nicht betört.
Da sie im Schlaf ihn nicht gehört.
Dann hat er in einem Wald vor Zwergen
(sagt man das noch ?)
laut gesungen,
doch das Glas,
worunter diese Jungfrau lag,
ist nicht zersprungen.
Er lief dem Mädchen ohne Schuh dann hinterher.
Doch nichts, nichts ist ihm gelungen,
denn immer wars ein anderer,
der die Schöne hat bezwungen:
Natürlich mit Charme und Esprit usw.
und nicht gewaltsam,
das muß ich hier betonen.
Er kam zurück nach langer Zeit,
hat kein Mädchen je gefreit.
Sitzt jetzt auf seinem Thron
hat weder Frau, noch Tochter, noch einen Sohn.
Die Moral von der Geschicht,
Märchen werden wahr,
doch oft auch nicht!
Und, so geht es eben,
denn so kann es sein, das Leben.
Mai 2023
Märchenstunde mit Ende 2
Die ganz andere Schlussversion zwei:
Draußen vor dem Burgentor,
kommt es ihm ganz anders vor.
Manch Rätsel sollte ihn erwarten,
Die mit Bravour er sollt erraten.
Doch plötzlich gab es einen Halt,
Warum?
Dem Auto fehlte das Benzin.
Jetzt wusste er nicht mehr wohin.
So stand er nun im tiefen Wald
und wusste in der Tat nicht weiter,
das war nicht heiter!
Da kam ein junger Bursch daher,
der sah sich an das Grand Malheur
und sprach: ich helfe dir.
Erschrocken zog der Prinz sein großes Schwert
und drohte ihm: „Wisse, ich bin der Ritter Kunibert“
Der andre sprach:
„Oh nein, der Ritter Kunibert,
Ein Rittersmann ohne Fehl und Tadel,
Mein Name ist von Christian,
Ich wohne doch gleich Nebenan,
Dann sind wir beide doch von Adel“
„Komm mit mir in mein kleines Schloß,
ich reite vor mit meinem Roß
und du, du kommst gleich hinterher.
Dort wirst du sicher ruhen können
und dir eine Auszeit gönnen.“
Und dort geschah es.
Kunibert und Christian,
die sahen sich jetzt gründlich an,
die Herzen schmolzen jetzt zu einem Guss,
die Zungen wurden leicht und leichter,
die Worte flossen ineinander.
Und bald schon gab es einen ersten Kuss.
Und noch und noch und nochmals wieder.
„Christian“ rief jetzt der Prinzensohn „welch
Name, welcher Glockenklang,
wie tausend schöne Lieder“.
Dann seufzte er.
Der von Christian, er schlang die Arme um den Kunibert.
So sprach er dann:
„Ich weiß es jetzt, du bist mein Mann.
Ich geb dich niemals her.“
Bald darauf, die Eltern dieser Beiden
hörten mit Erstaunen diese Mär.
Sie freuten sich indessen sehr.
Auch deren Blicke waren jetzt wie Samt und Seide,
die sprachen:
„Glück und Segen für euch beide“!
Denn, wenn das Glück steht vor der Tür,
was wir nicht immer wissen,
und kommt es dann herein,
niemand will es missen.
Auch Märchen bleiben, was sie sind,
mit gutem Ende oder nur Moral,
Man mag sie glauben, oder auch mitnichten,
Doch, es sind, ganz ohne Zweifel,
nur Geschichten.
Januar 2025
(Auszug) Erschienen im Band “Lyrik vom Lande PUR 2”
© Copyright beim Autor Horst H. Kibbel, Schöneck/Hess.